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vetschau/Spreewald

475 Jahre Vetschauer Stadtwappen

Seit genau 475 Jahren trägt Vetschau den Windhund und das Schachbrett in seinem Wappen. An die interessante und auch bewegte Geschichte des Wappens erinnert eine neue Info-Stele an der Vetschauer „Brunnenecke“, auf der über Eustach von Schlieben und dem Vetschauer Wappen berichtet wird. Dorthin lud Bürgermeister Bengt Kanzler interessierte Stadtverordnete und Bürger ein, um bei einer kleinen Veranstaltung an das Jubiläum zu erinnern.
„Vor 475 Jahren wurde das Wappenprivileg 1548 auf dem „geharnischten Reichstag zu Augsburg“ durch den Deutschen König Ferdinand I genehmigt. Seitdem ist es überliefert, dass Vetschau das Schachbrett und den Windhund im Wappen trägt. Nochmals, 445 Jahre später im Jahr 1993 wurde das Wappen erneut vom Land Brandenburg genehmigt.“, berichtete Bengt Kanzler unter anderem in seiner kleinen Ansprache.

Die Gestaltung des Wappens geht auf Eustach von Schlieben zurück, der 1540 das kleine Städtchen Vetschau sowie die vier Dörfer Suschow, Lobendorf, Weißagk und Schönebeck erwarb.
Eustach von Schlieben war kurfürstlicher Rat in Brandenburg und Herr über Zossen und später Vetschau. Er stammte aus einem alten und weit verbreiteten sächsischen Adelsgeschlecht, das auch in der Oberlausitz begütert war. Eustach von Schlieben wurde 1529 erstmals als Rat am kurfürstlichen Hof von Brandenburg erwähnt. Besondere Bedeutung erlangte er unter Kurfürst Joachim II., der 1535 die Regierung übernahm. Er gehörte zu seinen engsten Vertrauten und unterstützte den Kurfürsten bei der Einführung der Reformation in Brandenburg. Der Historiker Leopold Ranke nannte Schlieben den ersten brandenburgischen Minister von durchgreifendem und fortwirkendem Verdienst. 1548 und 1555 reiste Eustach mit den Kurfürsten zu den Reichstagen nach Augsburg. Vom Augsburger Reichstag im Jahre 1548 stammt die überlieferte Urkunde, auf der das Familienwappen aufgemalt ist. Anlass für die Ausstellung der Urkunde waren die Verdienste, die sich der Besitzer des Städtchen Vetschau erworben hatte. Sie war die Gegenleistung der katholischen Habsburger für Schliebens diplomatische Verdienste „um König und Reich“. Vetschau erhielt auf seinen Wunsch das Recht, Wappen und Siegel zu führen, und zu Kirchweih einen Jahrmarkt abzuhalten.

Die Urkunde galt als lange verschollen, bis sie 2005 durch Bewohner des alten Bürgerhauses am Vetschauer Markt 1 bei Renovierungsarbeiten unter den Dielenbrettern des Dachbodens wiederentdeckt wurde. Während Pergament und anhängendes Siegel starke Beschädigungen aufwiesen, hatte sich die in der Mitte platzierte farbige Wappenminiatur vergleichsweise gut erhalten.

Das Privileg des König Ferdinands I ist die einzige landesherrliche Wappenverleihung, die sich in der Niederlausitz für eine Kommune nachweisen lässt.

In der Tradition mittelalterlicher Stadtherren machte Schlieben sein Familienwappen zur Grundlage für das neue kommunale Hoheitszeichen. Während das sächsische Geschlecht von Schlieben in Gold einen blau-silbern geschachteten Balken führte, zeigte das Wappen der brandenburgischen Familie von Schapelow in Rot einen silbernen Hund mit goldenem Halsband. Das Vetschauer Stadtwappen vereint diese leicht veränderten Wappen in einem gespaltenen, d.h. senkrecht geteilten Schild.

Die linke Seite zeigt ein schachbrettartiges Muster. Auf der rechten Seite prangert ein springendender Windhund mit aufgeworfenem Schwanz, offenem Maul und roter ausgeschlagener Zunge mit goldenem Halsband und Ring auf roten Hintergrund.
Auffällig im Wappen ist die Tatsache, dass die Wappendarstellung auf der historischen Urkunde spiegelverkehrt gegenüber dem heutigen Wappen erscheint und das dieser Fehler über Jahrhunderte unerkannt blieb oder zumindest nicht revidiert wurde. Im Stadtschloss ist dazu im Wappenzimmer eine Ausstellung dem vertauschten Hund, dem spektakulären Fund des Wappenprivilegs und der Geschichte das Wappens unter dem Motto "Was Vetschau im Schilde führt" gewidmet.

Die Info-Tafel mit Sitzbank am Rande des Marktplatzes ist die dritte Stele, die bis jetzt aufgestellt wurde. Die zwei weiteren informieren über den Mayonnaise Millionär Richard Hellmann und dem Landmaschinenhersteller August Lehnigk.
Außerdem schmückt jetzt anlässlich des Wappen-Jubiläums ein großes Wappen den Kreisverkehr in Richtung Calau.

Finanziell gefördert wurden die Info-Stelen und das Wappen am Kreisverkehr mit einer zwei Drittel Förderung durch das Land Brandenburg.


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